Ende des Golfbooms ?
Der Kampf der Plätze um die Spieler wird härter. Kommt es zu einer Marktbereinigung?
18.04.2006 Das nahezu grenzenlose Wachstum des Golfsports in Österreich hat seinen Zenit
überschritten. Die Folgen zeigen sich jetzt zu Saisonbeginn: Die Zuwachsraten
bei den registrierten Spielern gehen deutlich zurück, der Konkurrenzkampf der
Klubs im mittleren und unteren Preissegment wird härter und vereinzelt fallen
bereits die Preise. Unter den Betreibern geht die Angst vor der Pleite um.
Roland Bässler, Experte für Sporttourismus an der
Fachhochschule Krems, analysiert die
Marktsituation: "Die Zuwachszahlen stagnieren." Der Über-Drüber-Boom der
vergangenen Jahre sei definitiv zu Ende.
Dies lässt sich mit folgenden Zahlen belegen: Gab es im Jahr
1994 noch 29.000 registrierte Golfer, waren es 2005 schon 90.000. Jährliche
Zuwachsraten von bis zu 20 Prozent ließen Investoren jubilieren und neue
Golfplätze wie Pilze aus dem Boden schießen. Allerdings: 2005 wurde das Wachstum
auf unter vier Prozent gebremst. Zudem wird es immer schwerer, interessierte
Nicht-Golfer zum Einstieg zu bewegen. Grund dafür ist laut einer Gallup-Studie
auch der Faktor Kosten. Während die jetzt schon Aktiven pro Person
durchschnittlich 1.153 Euro jährlich allein für Klub-Mitgliedschaften bezahlen,
wollen potenzielle Neo-Golfer dafür maximal 280 Euro pro Saison aufbringen.
Bässler warnt jedoch davor, den wichtigen Wirtschaftsfaktor
Golf deshalb schlecht zu reden. "Bei Gästen aus dem Ausland ist noch einiges zu
holen", so der Experte. Ähnlich wie im Skitourismus könnten Golfer aus
Tschechien, der Slowakei und Ungarn die Szene weiter beleben.
Gleichzeitig wird der Kampf um die einheimischen Gäste immer
härter. Vor allem im Umland von Wien buhlen die Betreiber um Golfer aus der
Hauptstadt, die ja nur sehr wenige Möglichkeiten zur Ausübung des Sports haben.
"Das wirkt sich auf die Preise aus", sagt Richard Schuster,
Manager des Golfclubs Veltlinerland in Poysdorf, der zwar schon seit vergangenem
Herbst bespielbar ist, aber erst am 29. April offiziell eröffnet. "Viele Klubs
haben mit anderen Kooperationen abgeschlossen, bei denen Mitglieder des einen
Ermäßigungen beim anderen bekommen." Einerseits bleiben so die Gäste erhalten,
andererseits werden die Gewinnspannen kleiner. Vereinzelt sind
Wochenend-Greenfees auf einem 18-Loch Platz schon um 50 Euro zu haben, der
Durchschnitt 2005 lag noch bei etwa 70 Euro.
Jeder Platz geht mindestens einmal in Konkurs
Fatalistisch stellt sich hinter vorgehaltener Hand die Stimmung
in der Branche dar. "Bei uns gibt es inzwischen eine Faustregel", so ein
Golfklub-Eigner. "Jeder Platz geht zumindest einmal in Konkurs und wirft erst
beim durchschnittlich dritten Betreiber Gewinne ab." Grund dafür seien die
gigantischen Investitionssummen, die sich im Millionen-Euro-Bereich bewegen.
Franz Wittmann, ehemaliger Rallyefahrer, heute Betreiber eines
Golfklubs in Adamstal und seit kurzem Präsident des Österreichischen Golf
Verbandes (ÖGV) glaubt, dass die Schwierigkeiten mancher Plätze eher auf die
Unfähigkeit der Betreiber als auf erschöpfte Märkte zurückzuführen sind. "Einen
Platz zu führen ist viel schwieriger, als sich viele das vorstellen". Es dauere
bis zu 25 Jahre, dass sich die Investition rechnen. "Die kaufmännische Rechnung
einzelner ist manchmal schon sehr blauäugig." Langfristig rechnet aber auch
Wittmann mit einer Marktbereinigung.
Vielleicht auch deshalb geht der Trend inzwischen in eine
andere Richtung: Ausbau statt Neubau heißt die Devise. Andreas
Artner von der Marketinggemeinschaft Golfland Niederösterreich erklärt: "Immer
mehr Betreiber setzen auf Ressort-Bildung mit Klubhaus, Wellnessbereich und
angeschlossener Hotellerie." So spare man sich den teuren Neubau eines weiteren
Platzes und könne Gäste länger bei sich behalten.
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